Marketing ist heute mehr als Reichweite. Es ist ein Hochseilakt zwischen Relevanz, Unterhaltung, und der ewigen Jagd nach dem einen Moment: dem viralen Knall. Und kaum jemand beherrscht diesen Akt so virtuos wie Red Bull. Doch jenseits der Faszination stellt sich eine nüchterne Frage: Lohnt sich das eigentlich – finanziell?
Wir haben einen der größten Marketing-Stunts der letzten Jahre seziert. Nicht den sprichwörtlichen Sprung aus dem All – sondern eine Aktion, die weniger himmelstürmend, aber ebenso strategisch durchdacht war: ein maßgeschneiderter Track auf Schienen, ein Zug, der stillsteht, Athleten, die über ihn springen. Pure Inszenierung – aber eben in Red-Bull-Dramaturgie. Und wir haben gerechnet. Nicht aus dem Bauch heraus, sondern mit einer Mischung aus Influencer-Datenanalyse und GPT-unterstützter Budgetschätzung. Ergebnis: beeindruckend klar.
Der Stunt war aufwändig – und zwar in jeder Hinsicht. Hier eine Aufschlüsselung der vermuteten Kosten:
Zugmiete & Streckenstilllegung: 175.000 $
Planung & Projektmanagement über 18 Monate: 125.000 $
Track-Design & Bau: 100.000 $
Sicherheitsmaßnahmen: 75.000 $
Dreharbeiten: 150.000 $
Athleten-Gagen & Rechte: 100.000 $
Versicherungen & Genehmigungen: 45.000 $
Marketing & Distribution: 100.000 $
Gesamtkosten: ca. 900.000 US-Dollar.
Ein stolzes Budget – aber eines, das durch kluge Partnerschaften teilweise gegenfinanziert wurde: mit Marken wie Continental und Prada an Bord, die mutmaßlich 30–50 % der Kosten trugen. Netto bleiben also ca. 500.000 $, die Red Bull selbst gestemmt haben dürfte.
Der Output dieser halben Million ist nichts Geringeres als ein internationaler Medien- und Social-Media-Tsunami:
💬 100.000 Kommentare
❤️ 10 Millionen Likes
📺 Über 100 Millionen organische Videoaufrufe, verteilt auf:
36 Mio via YouTube Shorts
7 Mio via TikTok
7 Mio via Instagram Reels
6 Mio via YouTube Longform
Etwa 50 Mio zusätzliche Views durch Reposts, PR und Medienberichterstattung
Und das ist wichtig zu verstehen: Diese Reichweite ist nicht eingekauft, sondern selbst erzeugt. Es ist keine Pre-Roll-Anzeige, kein klassisches Placement. Es ist Content, der sich wie ein Medienprodukt verhält – aber mit Marken-DNA im Kern.
Wenn man grob mit einem CPM (Cost per Mille, also Kosten pro 1000 Kontakte) rechnet, ergibt sich ein Wert von 5 Euro oder weniger. Für klassisches Advertising wäre das solide. Für Owned Media mit Unterhaltungswert und hohem Social Buzz ist es schlicht sensationell.
Doch entscheidend ist nicht nur der Preis – sondern die Qualität der Kontakte:
Die Views waren freiwillig.
Der Content wurde aktiv geteilt.
Die Marke wurde positiv mit Mut, Abenteuerlust, Präzision und Exklusivität assoziiert.
Und der Talkability-Faktor? Maximal.
Das alles ist weit mehr als nur ein kurzfristiger Hype. Red Bull betreibt seit Jahren konsequentes Storytelling – mit einer klaren Strategie: Marke als Medienmacher.
Der Erfolg dieses Stunts ist kein Zufall. Er ist das Resultat aus:
Technischer Perfektion,
narrativer Klarheit,
und dem Mut, keine Werbung zu machen, sondern Marke erlebbar zu inszenieren.
Das unterscheidet Red Bull von vielen anderen: Während klassische Werbekampagnen um Aufmerksamkeit ringen, erschafft Red Bull Erlebnisse, die sich fast von selbst verbreiten. Und das Ergebnis ist nicht nur „Reichweite“, sondern kulturelle Relevanz – das wahre Gold im Zeitalter der digitalen Übersättigung.
Wenn Marketing seine Grenzen sprengt, ist es kein Marketing mehr.
Dann ist es ein Event, ein Spektakel, ein Gesprächsanstoß – und genau das hat Red Bull geschafft.
Also: Sind Marketing-Stunts effektiv?
Wenn sie so durchdacht sind wie dieser, dann lautet die Antwort ganz klar: Ja – sie sind unbezahlbar.
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