Für viele Brands ist TikTok aus der Marketing-Strategie nicht mehr wegzudenken, hob diese teilweise gar auf ein neues Level. Doch bedeutet das automatisch, dass ein TikTok-Kanal von nun an Pflicht ist?
Die Kurzantwort wird viele überraschen: Kanal ja, Bespielung nein. Denn tatsächlich würde ich folgende Wette aufstellen: Eine Marke kann auch ohne Kanalbespielung sehr bekannt und beliebt werden, indem sie auf den Kanälen der Creators stattfindet oder gutes Community Management macht.
Unser Kunde Bautz’ner (Develey Senf & Feinkost) beispielsweise hat in den Jahren 2021, 2022 und 2023 zusammen gerade einmal 8 Videos auf dem eigenen Kanal hochgeladen – und erfreut sich dennoch größter Beliebtheit und Bekanntheit. Wie funktioniert das? Die Marke findet auf den Kanälen vieler der erfolgreichsten Creator im DACH-Raum statt, hatte eine erfolgreiche OOH-Kampagne, integrierte die Creator-Gesichter auf 8 Millionen Bechern und koppelte ein Gewinnspiel an diese Mechanik, an dem schlussendlich 60.000 Menschen teilnahmen – um Bautz’ner Merch zu gewinnen.
Die Wahrheit ist: Junge Leute öffnen TikTok nicht, um kommerziellen Content zu schauen – egal, wieviel Mühe du dir geben magst. Es muss also schon einen guten Grund geben, einem kommerziellen Kanal zu folgen. So hart es für viele LeserInnen sein mag: Die meisten interessieren sich nicht für deine Brand und deine Produkte. Der “Reason to follow” muss also so gutes Storytelling beinhalten, das ZuseherInnen wirklichen Mehrwert bietet durch Inspiration, Unterhaltung oder Infotainment. Die Inhalte müssen so gut und mutig sein, dass sich User denken: “Krass, die haben die Plattform verstanden” oder “Wtf, die trauen sich etwas”. Beispiele dafür sind die Duolingo-Eule, die in Lack und Leder ins Berghain will oder die Deutsche Bahn, die andere Marken basht oder sich über die eigene Unpünktlichkeit lustig macht. Alles andere kann genauso gut oder besser auch auf Creator-Kanälen stattfinden oder in einer Dark-Ad, die auf einer Website mündet.
Ein Beispiel hierfür ist Musik: Für einen neuen Song wird ja auch kein Kanal eröffnet. Die Musik findet statt auf dem Kanal des Musikers und – das ist die Bedingung, damit sie trendet und viral geht – auf vielen Kanälen von Creators, die den Sound verwenden. Die erfolgreichsten Songs im DACH-Raum landen auf zigtausenden Kanälen von Creators.
Pros:
Cons:
Insgesamt kann ein TikTok-Kanal für Marken von Vorteil sein, insbesondere wenn die Zielgruppe zu dieser Plattform passt und die Marke in der Lage ist, hochwertige und ansprechende Inhalte zu produzieren.
Wer ihn jedoch regelmäßig bespielen will, sollte Ressourcen und die Strategie sorgfältig planen, um auch nachhaltig replizierbare Erfolge zu erzielen. Wer diese nicht hat, kann auch durchaus sehr gut über Creator-Channels oder in einer Kampagnenmechanik denken.